Julius Hirsch PreisGräfenberger Sportbündnis wird Zweiter beim diesjährigen Julius-Hirsch-PreisDas im Jahr 2009 auf Initiative von Ludwig K. Haas gegründete „Gräfenberger Sportbündnis“ wurde zweiter Preisträger des diesjährigen Julius-Hirsch-Preises. Diesem Bündnis gegen Rassismus und Gewalt im Sport gehören der SC Egloffstein, der SV Ermreuth, der ASV Forth, der TSV Gräfenberg, der SV Hiltpoltstein, der FC Stöckach, der FC Thuisbrunn, die SpVgg Weißenohe und neuerdings auch der FC Eschenau an. Diese hohe Auszeichnung wurde im Rahmen des EM-Qualifikationsspieles Deutschland – Belgien am 11.10.2011 in Düsseldorf durch den stellv. Jury-Vorsitzenden Eberhard Schulz überreicht. Die Gräfenberger Vertreter mit Ludwig K. Haas an der Spitze und Melitta Nagy (FC Thuisbrunn), Harald Denk (TSV Gräfenberg) sowie Martin und Monika Hofmann (ASV Forth) waren neben der offiziellen Preisvergabe auch Ehrengäste des DFB beim Länderspiel. Viele bleibende Erlebnisse und persönliche Eindrücke in der Rheinmetropole Düsseldorf waren natürlich mit dieser Preisverleihung verbunden. Wer war Julius Hirsch ? Viele jüdische Sportler und natürlich auch Fußballer hatten in der Zeit bis 1945 das sportliche Geschehen in Deutschland sehr nachhaltig mitgestaltet. Einer dieser herausragenden Sportler und Fußballer war Julius Hirsch, der am 07.04.1892 in Achern (Schwarzwald) geboren wurde. Der geliebte Fußball stand im Mittelpunkt seines Lebens. Er wurde im Jahr 1910 Deutscher Meister mit dem Karlsruher FV und im Jahr 1911 Deutscher Nationalspieler. 1912 hatte Hirsch an den Olympischen Spielen in Stockholm teilgenommen. Im Jahr 1913 wechselte er nach Franken zur SpVgg Fürth und wurde mit den Fürthern im Jahr 1914 erneut Deutscher Meister. Julius Hirsch war Mittelstürmer und gefürchteter Torjäger. Im Jahr 1923 hat er seine aktive Laufbahn beendet und wurde Trainer beim Karlsruher FV. Die nationalsozialistische Entwicklung hatte ihn dann 1933 zum Austritt aus seinem Heimatverein bewogen. Der Deutsche Fußballbund hatte seinen Vereinen die Order erteilt, dass Juden in sportlichen Führungspositionen nichts verloren hätten. Daraus zog Hirsch seine persönliche Konsequenzen. In den Folgejahren wurde der erfolgreiche Kaufmann Julius Hirsch zur Zwangsarbeit verpflichtet und im Jahr 1943 zum Osteinsatz abkommandiert. Im Jahr 1943 wurde er im KZ Auschwitz ermordet. Auch für alle Sportler muss daher die Vita von Julius Hirsch mahnendes und wegweisendes Beispiel sein. Preisverleihung – warum ? Der Deutsche Fußballbund (DFB) zeichnet seit dem Jahr 2005 Personen, Initiativen und Vereine aus, die sich gegen Ausgrenzung, Antisemitismus und Rassismus engagieren. Das persönliche Schicksal eines erfolgreichen Fußballers jüdischer Abstammung muss für alle demokratisch gesinnten Bürger und Sportler Aufforderung und Mahnung sein, dass sich dieses traurigste Kapitel der deutschen Geschichte auf keinen Fall mehr wiederholt. Diese Aufforderung richtet sich im Besonderen an junge Menschen, für die die deutsche Geschichte oft weit entfernt erscheint. Damit ist die Aufforderung an alle Sportler verbunden - sich mutig und standhaft für Menschenrechte einzusetzen, - Toleranz und Fairness im Miteinander zu zeigen und - jeglichen Fremdenhass entgegen zu treten und abzulehnen. Die diesbezüglichen Initiativen des DFB und auch des Bayer. Fußball-Verbandes „Fairness – Respekt – Toleranz“ sollen diese Werte in das persönliche Bewusstsein eines jeden Sportlers rufen und richten sich hauptsächlich an die jüngere Generation. Für diese Ziele tritt auch das „Gräfenberger Sportbündnis“ ohne wenn und aber und mit allem Nachdruck ein. Ursächlich für diese gemeinsame Aktion der Bündnisvereine waren die vielen Nazi-Aufmärsche in Gräfenberg und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Gesellschaft und damit natürlich auch auf die Vereine. Die vielen gemeinsamen Aktionen des Sportbündnisses (z. B. T-Shirt-Aktion, Selbstverpflichtungserklärung, öffentliche Publikationen, Schulung der Verantwortungsträger in der Jugendarbeit) haben die Wertmaßstäbe „Fairness – Toleranz – Respekt“ in den öffentlichen Fokus und damit auch in das persönliche Bewusstsein der Sportler gestellt. Der Sport ist ein starker ziviler Mitspieler in unserer Gesellschaft und kommt dieser seiner Verantwortung auch nach. Diesjährige Preisträger 61 Bewerbungen aus ganz Deutschland lagen der hochkarätig besetzten Jury unter Vorsitz des DFB-Präsidenten Dr. Zwanziger für den diesjährigen Preis vor. Der Jury gehören u. a. der frühere Bundesinnenminister Otto Schily, DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach, Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball sowie die ehemalige Vorsitzende des jüdischen Zentralkomitees, Frau Charlotte Knobloch, an. Erster diesjähriger Preisträger wurde die „Jugendinitiative Spiegelbild“ aus Wiesbaden, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die deutsch-jüdische Geschichte örtlich bezogen aufzuarbeiten. Darin inbegriffen war die faktische Aufarbeitung der Konfliktbewältigung von zwei rivalisierenden ausländischen Fußballmannschaften. Der dritte Preis wurde an die Faninitiative „DoppelPass“ vom SV Waldhof Mannheim vergeben. Diese Initiative hatte sich im Jahr 1999 aufgrund von Fanausschreitungen im Stadion und der damit verbundenen Verbreitung rechtsradikalen Gedankenguts gegründet. Sehr erfolgreich hat die Gruppe daran mitgewirkt, das sportliche Image dieses bekannten Traditionsvereins wieder aufzupolieren. Verleihung im Düsseldorfer Meilenwerk Würdiger äußerer Rahmen der Preisverleihung war das „Meilenwerk“ in Düsseldorf, ein früherer Lokschuppen der Bahn und ein heutiges Kulturzentrum. Rund 350 zum Großteil hochrangiger Gäste waren bei der Preisverleihung dabei, so das fast komplette DFB-Präsidium, die Spitze des Bayer. Fußballverbandes mit dem Präsidenten Dr. Rainer Koch und dem Vizepräsidenten Reinhold Baier sowie viele bekannte Fußballer wie z. B. Uwe Seeler, Felix Magath, Otto Rehagel, Marco Bode oder Thomas Hitzlsperger. Mit der Preisverleihung ging die beeindruckende und wirklich nachdenkliche Wanderausstellung „Zug der Erinnerung“ einher. Mehrere Zugwaggons mit einer historischen Dampflok waren auf einem Gleis abgestellt. In den Waggonabteilen waren eine Vielzahl persönlicher Einzelschicksale jüdischer Bürger schaubildlich dargestellt und beschrieben. Die Deutsche Reichsbahn war in den Jahren 1942/1943 hauptverantwortlich für die Judentransporte in die Lager Theresienstadt, Auschwitz, Buchenwald und Treblinka. Diese Ausstellung ging allen Teilnehmern stark „unter die Haut“, weil sie nämlich die Brutalität und die Unmenschlichkeit des damaligen Nazi-Regimes mehr als verdeutlichte. Das Düsseldorfer Meilenwerk war u. a. deshalb ein sehr authentischer Verleihungsort, weil Düsseldorf im Jahr 1943 eine Zwischenstation der letzten Fahrt von Julius Hirsch war. Schulterschluss mit Thomas Hitzlsperger Der Julius-Hirsch-Preis wird auch als Ehrenpreis für besonderes persönliches Engagement im Fußball vergeben. Diesjähriger Ehrenpreisträger ist Thomas Hitzlsperger, 50-facher deutscher Nationalspieler und aktueller Bundesligaprofi beim VfL Wolfsburg. Hitzlsperger engagiert sich in vielfältiger Weise gegen Rassismus und gegen jegliche Form der Gewalt, so u. a. seit 2008 als Botschafter der Aktion „Gesicht zeigen“ sowie als Kolumnist für den Internetblock „Störungsmelder“. Seine Laudatorin, die Nachrichtensprecherin Dunja Hayali, charakterisierte ihn als „ganz anderen Fußballer“. Seiner Vorbildverpflichtung für Kinder und Jugendliche kommt Hitzlsperger in vorbildlicher Weise nach. Auch die „Gräfenberger“ hatten am Vorabend der Preisverleihung, und zwar in lockerer und geselliger Runde, lange mit Thomas Hitzlsperger gesprochen und ihn als bodenständigen, standhaften und werteorientierten jungen Menschen mit bayerischer Wurzel kennen und schätzen gelernt. Thomas Hitzlsperger hat auch spontan zugesagt, die Gräfenberger Vereinsgemeinschaft bei nächster Gelegenheit persönlich zu besuchen; inzwischen hat er diese mündliche Zusage schriftlich bestätigt. Bündnisarbeit geht weiter Die vielfältigen Aktivitäten des Gräfenberger Sportbündnisses beruhen hauptsächlich auf dem ganz persönlichen und herausragenden Engagement von Ludwig K. Haas, der seit der Gründung als Mentor und Hauptinitiator fungiert. Die Julius-Hirsch-Auszeichnung ist daher auch als öffentliche Anerkennung seiner persönlichen Arbeit zu sehen. So war seine abschließende freudige Botschaft auch unmissverständlich. Haas: „Die Sportler bekennen weiterhin Farbe und werden ihre gesellschaftlichen Ideale auch in Zukunft aufrichtig und standhaft vertreten. Die Arbeit des Sportbündnisses wird fortgesetzt.“ Das erhaltene Preisgeld in Höhe von 6.000,00 € wird in die Präventionsarbeit, vor allem aber in die Jugendarbeit sowie in die Ausbildung von Trainern und Betreuern, investiert. Text: Martin Hofmann
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